Ich habe es wirklich getan. Über München ging es nach Doha, von Doha nach Kathmandu in Nepal - kurzum, ich habe meine (Welt-) Reise gestartet. Über die letzten Tage zu Hause und die ersten Tage unterwegs möchte ich Heute ein wenig erzählen.
Es ist alles so surreal.
Die letzten Tage, Wochen daheim.
Wo fange ich an? Es war einfach unglaublich komisch, als ich zu Hause war und die letzten Wochen angebrochen sind. Ich war viel Essen, habe versucht, möglichst viele Freunde und Verwandte zu sehen und hatte, natürlich, sehr viele Abschiede. Komisch ist es, sich zu verabschieden, und so gar nicht zu wissen, wann man sich wieder sehen wird. Klar, habe ich ungefähr nen Plan, wann ich wieder nach DE kommen möchte, aber bis dahin dauert es auch etwas. Ich muss sagen, dass mir die Abschiede meist nicht ganz so schwer gefallen sind, wie ich es erwartet hatte. Vermutlich liegt das aber daran, dass ich einfach so wahnsinnig viel im Kopf hatte. Was packe ich, was muss ich noch kaufen, wen treffe ich als nächstes, welchen Papierkram muss ich noch erledigen, wann noch zum Arzt, wie siehts mit Reiseapotheke aus, nebenbei noch "schnell" Selbstständig machen. Peng - das ist schon ne fette Flut an Gedanken und ich glaube, das hat den Abschiedsschmerz für mich erstmal erträglicher gemacht. Und natürlich - vor mir liegt wohl auch eines der größten Abenteuer meines Lebens.
In der Zeit habe ich auch mehr als nur einmal gedacht - WTF mache ich hier eigentlich? Ist das richtig? Will ich das? Die Vorfreude war echt groß, aber ebenso auch Zweifel, es ist nun doch ein gewaltiger Schritt den man geht, man lässt viel hinter sich. In der Zeit war ich, wie häufig, richtig froh um meine Reisebuddys Max und Martina von Travelgrapher, die mich verstanden haben, mir das Feedback gegeben haben, dass es ihnen jedes mal so geht, und auch meine Freunde waren wirklich sehr lieb. Manch Abschiedsgeschenk und manche Worte haben mir den Abschied da nicht unbedingt leichter gemacht.
Am Ende war es am schlimmsten, mich von meiner Familie zu verabschieden. Besonders meine Nichte und mein Neffe, die zwei sind einfach noch ziemlich klein. Aber auch der Abschied von meiner Mama war wirklich hart. Sie hat schon geweint, bevor wir überhaupt zum Flughafen gefahren sind, das hats schon wirklich schwer gemacht. Am Flughafen gings nicht unbedingt leichter weiter, zum Abschied, den wir dann zum Glück relativ kurz gehalten haben, habe ich noch einen Brief von ihr bekommen. Ich hab dich so lieb Mama! Ich weiß, dass du immer bei mir bist, und ich bin genauso immer bei dir. <3
Im Flughafen selbst musste ich dann erstmal richtig schlucken und habe auch noch weiter das ein oder andere Tränchen vergossen. Gefühlstechnisch ist es einfach ein riesen Schwall, der einen überschwappt. Viel fällt ab, die ganze Orga, das Packen, die Abschiede, die Vorfreude, viel ungewisses liegt vor einem. Der Flug nach Doha war ebenfalls noch recht emotional mit vielen Fragen im Kopf. Es ist kurios. Es ist surreal. Ich bereue nichts, die Gefühle sind trotzdem da. Was alles leichter macht, ist das Wissen, dass ich nicht allein bin. Physisch im Sinne von Max und Martina, seelisch im Sinne von ganz vielen Menschen, die Dank Whatsapp, Instagram, Videocalls & Co. einfach gar nicht so weit weg sind, wie man es vielleicht meinen könnte.
Der Flughafen in Doha war dann irgendwie so ein bisschen der Wendepunkt für mich, bei dem dann doch mehr die Vorfreude Überhand gewonnen hat und sich auch irgendwie viel gelöst hat. Das war so der "Es geht los, es geht jetzt wirklich echt real los, nach fast 9 Monaten Planung" Moment. Manchmal muss man einfach mutig sein. Oder verrückt?
Die ersten Tage unterwegs.
Ja, dann ist er auf einmal da. Der Moment, in dem du ein anderes Land betritts. Ein ganz anderes Land, eine andere Kultur, sogar ein anderer Kontinent. Es sind so unglaublich viele neue Eindrücke. Andere Menschen - woa, was mich am meisten irritiert hat: ich bin 160cm groß oder klein, je nachdem, also bin ichs gewohnt, dass ich häufig zu den kleineren Persönchen in meiner Umgebung zähle. Hier fühle ich mich aber relativ groß, schon am Flughafen ist es mir aufgefallen, wie klein Menschen hier sind. Ich habe auch schon einge Männer gesehen, die gut und gern einen halben Kopf bis Kopf kleiner waren als ich. Das ist ungewohnt.
Ansonsten kamen vor allem erstmal Fragen wie "Du hast bestimmt den totalen Kulturschock". Hach je, würde ich so nicht sagen - aber ich möchte zunächst mal definieren, was ein Kulturschock genauer isst.
Was löst einen Kulturschock aus?
Allgemein bezeichnet der Begriff Kulturschock (Oberg, 1960; Wagner, 1996) die Schwierigkeiten, die mit der Anpassung an eine neue kulturelle Umwelt verbunden sind. Die Konfrontation mit dem Unbekannten löst oft eigene unerwartete Reaktionen aus, die zu Studienschwierigkeiten und privaten Problemen führen können.
Ich glaube nicht, dass ich einen Kulturschock hatte. Sind wir ehrlich, mir war bewusst, ich fliege in ein Land, welches zu einem der ärmsten der Welt gehört. Ich fliege auf einen anderen Kontinent. Schon wenn ich nur nach Österreich fahre, ist vieles anders, da bin ich zwei Stunden mit dem Auto unterwegs. Da ist es klar, dass es mehr als 6.000km von Daheim weg natürlich noch mal ne gute Schippe anders ist.
Die Gerüche sind anders, die Bauweise der Häuser ist anders, der Straßenverkehr ist anders, die Menschen sehen anders aus - aber am Ende des Tages sind es doch auch nur Menschen.
Bisher fällt mir der Umstieg nicht so schwer. Aktuell habe ich aber auch noch super viel zu verarbeiten. So viele neue Impressionen prasseln gerade auf mich ein. Ich bin froh, dass es mir aber auch extrem leicht gemacht wird. Max und Martina kennen sich aus, wissen, worauf ich achten muss. Und ein bisschen zu Hause hab ich ja auch dabei. Meine Lieben kann ich nach wie vor einfach kontaktieren. Meine Arbeit muss weiterhin gemacht werden. Und im Worst Case weiß ich, dass ich auch ganz simpel wieder nach Hause fliegen kann.
Ich sehe Dinge meist recht entspannt und versuche, mich nicht allzu sehr zu stressen. Es passiert wie es passieren muss und vieles lässt sich nicht ändern, besonders nicht, wenn ich mich zusätzlich stresse. Ab und an wirkt das bei mir wie Desinteresse oder dass ich Dinge nicht wirklich ernst nehme, aber ich versuche einfach nur, allem die Zeit und den Raum zu geben, den es braucht und verdient. Es kommt immer so, dass es passt und zum rechten Moment wird sich alles so ergeben, wie es soll.
Mir hilft auch oft die einfache Überlegung : Was ist der schlimmste Fall, der eintreten kann? Und dann stelle ich meistens fest, dass der realistischte Worst Case gar nicht so schlimm ist. (In meinem Fall sehe ich den Worst Case wie folgt - es gefällt mir nicht, dann flieg ich wieder Heim. Ja, dann hab ich erstmal viel abgebrochen und hinter mir gelassen und muss mir einiges neu aufbauen, aber ich bin um eine wirklich wichtige Erfahrung weiter, die mir nie wer nehmen kann und die ich nie gemacht hätte, wenn ichs nicht probiert hätte. Und schon kann ich den Rest außenrum viel leichter sehen.)
Ich glaube dieses Mindset hilft mir hier bzw. allgemein auf der Reise sehr. Schau ma mal, dann seng mas schon, dann kann ich mich ja wenns wirklich ist immer noch stressen.
Alles in allem wirbeln aber noch immer sehr viele Gefühle und Gedanken durch mich, was sich aber vermutlich auch so schnell nicht ändern wird. Ich bin einfach super gespannt, was alles kommen wird, was ich sehen werde. Es ist verrückt, surreal - aber damn, here we go!
Passt auf euch auf, wo auch immer ihr seid.
Viel Liebe
Andrea Karo
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Michael. Westphal (Sonntag, 12 September 2021 10:30)
Alles Gute für Euch... https://media.tenor.com/images/2eaba1c7ac48d8e0b45bcacd2fbe5414/tenor.gif